Das Medienecho über den Bildungsgipfel, zu dem jüngst die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eingeladen hatte, war verheerend. Der Grund: Lediglich 2 der 16 Bildungsminister*innen der Länder nahmen daran teil. Der Bundesministerin die Bildungsmisere und den Lehrermangel in Deutschland in die Schuhe zu schieben wäre allerdings ungerecht. Zum einen ist sie noch nicht lange im Amt, zum anderen ist Bildung in Deutschland bislang immer noch nahezu ausschließlich Ländersache – die Landesfürsten haben also in den vielen letzten Jahren komplett versagt und verweigern sich nun auch noch einem bundesweiten Dialog.
Hier eine Auswahl der zahlreichen Pressestimmen:
Das Bildungssystem in Deutschland ist in einer tiefen Krise. Die Ergebnisse der jüngsten Untersuchungen zum Kompetenzstand von Kindern und Jugendlichen sind alarmierend. Gleichzeitig herrscht akuter Lehrermangel. Doch zu Strukturreformen fehlt der Wille – und die Kraft (…)
Tatsächlich aber, so zeigten es Debatten auf dem Gipfel, haben insbesondere Landespolitiker den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt. (…)
Stark-Watzinger beschrieb die Misere zwar zutreffend. Mehr als wortreiche Appelle für einen Neustart in der Bildungspolitik hat sie aber nicht zu bieten.
Den vollständigen Kommentar von Tim Szent-Ivanyi auf rnd.de können Sie hier lesen:
https://www.rnd.de/politik/kommentar-mit-unverbindlichen-laber-runden-ist-der-bildungsmisere-nicht-beizukommen-VXZGUX6XUVFVZAWBRMEIMGG46I.html
Das Aufbruchsignal durch den Bildungsgipfel gab es nicht oder zumindest nicht im erhofften Maß. In der Bildungspolitik muss sich aber dringend etwas ändern, dafür braucht es vor allem mehr Druck – auch von Eltern und Schülern. (…)
Von ihrem sogenannten Gipfel sollte ein Signal des Aufbruchs ausgehen, aber es ist nur halb gelungen. (…)
Das liegt aber vor allem am Unwillen der unionsgeführten Bundesländer, die das Treffen boykottiert haben, weil ihnen Vorbereitung, Einladungspolitik und was sonst noch alles nicht gepasst hat. Angesichts des gigantischen Problembergs klingt das wie eine Ausrede. Aber um ein Gespräch mit allen Beteiligten zu schwänzen, gibt es keine guten Gründe.
Den vollständigen Kommentar von Uwe Jahn, ARD-Hauptstadtstudio, können Sie hier lesen:
https://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-bildungsgipfel-jahn-101.html
In der Diagnose sind sich alle einig: Lehrermangel, Grundschüler, die weder sicher lesen, schreiben noch rechnen können, 630.000 Jugendliche, die Schulen ohne Abschluss verlassen, Lücken durch die Corona-Pandemie und fehlende Erzieher gefährden nicht nur die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands, sondern auch die Demokratie.
In der Strategie und Prioritätensetzung allerdings gibt es keine Einigkeit. Gezeigt hat das der sogenannte Bildungsgipfel in Berlin, der allenfalls ein Hügelchen war. Denn diejenigen, die Verantwortung für Schule tragen, waren gar nicht erst gekommen: 14 von 16 Kultusministern fehlten.
Den vollständigen Kommentar von Heike Schmoll, Politische Korrespondentin der faz, können Sie hier lesen:
https://www.faz.net/aktuell/politik/bildungsgipfel-unvorbereitet-und-dilettantisch-18748110.html
Der große Bildungsgipfel der liberalen Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger ist gescheitert. Die Unionsländer haben ihn boykottiert, und es gab keinerlei konkrete Beschlüsse, was die Politik gegen die Bildungsmisere unternimmt. Dabei ist „Misere“ noch untertrieben: Jeder fünfte Schüler erfüllt nicht die nötigen Mindestfähigkeiten, mehr als 50.000 verlassen die Schule ganz ohne Abschluss – und das alles unabhängig von Corona. <<
Den vollständigen Kommentar von Barbara Gillmann, Korrespondentin in der Parlamentsredaktion des Handelsblattes in Berlin, können Sie hier lesen:
https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-gipfel-wird-zur-blamage-fuer-die-bildungsministerin/29035732.html
Von Gipfel kann also keine Rede sein, sondern bestenfalls von einem “Gipfelchen”. Da mag die einladende Bundesministerin, Bettina Stark-Watzinger (FDP), ihre Misere noch so schönreden: Es kämen viele Experten und außerdem schickten die Länder ja Staatssekretäre.
Stark-Watzinger kann natürlich lesen, und zwar auch politische Botschaften. Diese ist ein offener Affront. Ausgetragen auf den Schultern der aktuellen und künftigen jungen Menschen, die ein Recht auf Bildung haben.
Den vollständigen Kommentar von Nicole Diekmann, ZDF, können Sie hier lesen:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/schule-bildung-gipfel-lehrer-100.html